AM134 – Brief an Walter Gropius
Abbazia (Opatija), Donnerstag, 21. März 1912
Abbazia
Pension Quitta
Donnerstag
Mein lieber
Endlich ein bissel Zeit, um Dir zu schreiben. – Ich bin mit und den Kindern hier – für , die sehr herunter war. – Hier ist es schön – die Natur herrlich – die Leute eckelhaft. Immer mehr werde ich Einsiedler – aber Menschen werd’ ich deshalb doch immer brauchen.
Wenn ich jetzt in Wien bin,
musst Du mich besuchen – ich werde Dir telegraphiren, bol sobald ich dort bin. Lang’ ist’s her, dass wir uns nicht gesehen haben[,] vieles werden wir uns zu erzählen haben. —
Ich bin neugierig, wie Du aussiehst – das letzte Mal war’s nicht sehr besonders. —
Ich freu mich auf das Frühjahr – und den Sommer – und die Sonne – und auf’s Leben[.]
Apparat
Überlieferung
, .
Quellenbeschreibung
1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier mit schwarzem Monogramm (Zum Material von Alma Mahler) aus den stilisierten Initialen AMs in Prägedruck (); schwarze Tinte.
Beilagen
Umschlag, , – schwarze Tinte; Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 | Herrn Walter Gropius; PSt.: ABBAZIA | 22.III.12 VIII– | * 2c *; von WG mit einer 7 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen); rückseitig: Notizen von WG: Kololecithin Lippenpom[ade] Zink.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
keine.
Datierung
Datiert durch AM und Poststempel: Donnerstag vor dem 22. März 1912.
Übertragung/Mitarbeit
(Elke Steinhauser)
Abbazia – Kurort Opatija (Kroatien) auf der Halbinsel Istrien. hatte bereits mit den Sommer der Jahre 1904 und 1905 dort verbracht (, S. 226f.). Im Jahr 1912 dürfte höchstens bis zum 2. April in Abbazia geblieben sein, um der Aufführung von am 3. April in Frankfurt beiwohnen zu können, s. AM135 vom 10. April 1912: Frankfurt und vgl. eine quer durchgestrichene Passage im Tagebuch der Alma Maria: „Abbazia 7–8 April. (Osterson/ntag.)“, US-Phu, Ms. Coll. 575, Box 31, mschr. pag. 9. In ihren Erinnerungen, wahrscheinlich an das Jahr 1912, schrieb außerdem: „ hatte Herz und Begabung zur Dichtkunst – nie aber kam es zum Höchsten. […] besuchte mich in Abbazia“ (, S. 53). Tatsächlich wurden die Abschriften zweier unveröffentlichter Gedichte von an auf den 18. und 24. März 1912 datiert (, Ms. Coll. 575, Box 17, Folder 1104).
sehr herunter – aufgrund von Gretls schwerer Erkrankung (AMo9 vom 29. Januar 1912).
dass wir uns nicht gesehen haben – süddeutsche Mundart.
nicht sehr besonders – hatte vor dem letzten Treffen mit eine Zahnentzündung, die sich zu einer Blutvergiftung entwickelte, und sah daher schauderhaft (WG225 vom 1. Dezember 1911) aus.